Vorbeigegangen… in der Bunkeranlage Dresdener Straße
von Volker HobrackBunkeranlage Dresdener StraßeZur Langen Nacht der Berliner Unterwelten am Sonnabend 24. Juni 2023 erhalte ich eine persönliche Einladung vom Vereinsvorsitzenden. Wir kennen uns seit über 20 Jahren von verschiedenen Denkmal- und Erinnerungsprojekten. 2013 hat der Bürgerverein Luisenstadt den Verein Berliner Unterwelten gegenüber dem Berliner Senat unterstützt, die gesamte unterirdische Anlage übernehmen und betreuen zu können. Leider vergeblich, denn ein Teil der Anlage wurde verfüllt und ein weiterer Teil nicht instandgesetzt. Dabei ging damals und heute wieder die Initiative zur Herrichtung und zur Begehbarkeit durch die Öffentlichkeit von diesen agilen Unterweltfreunden aus.
Vorbeigegangen… Anfang der Köpenicker Straße

Im vorigen Newsletter haben wir begonnen, Ihnen die Köpenicker Straße vorzustellen. Heute können Sie weitere Informationen zur Straße lesen.
Die Köpenicker Straße fängt mit der Nummer 1 im Osten am lebendigen Schlesischen Tor an und endet dort wieder mit der Hausnummer 195a.
Bevor wir in die Köpenicker Straße eintauchen, empfiehlt es sich, einen Abstecher zum nahe gelegenen May Ayim-Ufer zu machen, benannt nach der Berliner Dichterin May Ayim (1960–1996), die sich in ihrem Schaffen mit Kolonialismus und Rassismus auseinandergesetzt hat. Von hier hat man einen wunderbaren Blick auf die wohl schönste Brücke Berlins, die Oberbaum-Brücke.
Vorbeigegangen … Am alten Postfuhramt in der Köpenicker Straße

Vorbeigegangen ... im Waldeckpark am Denkmal für Franz Benedikt Waldeck
Foto Waldeckdenkmal © B. Leopold(von Beate Leopold)
Wer ist nicht schon gedankenverloren statt Oranienstraße oder Alte Jakobstraße entlang lieber durch die fast parallelen Wege im Waldeckpark gegangen und hat sich gefragt, an wen das Denkmal erinnern soll? Wer war der auf dem Sockel stehende Herr Waldeck? Warum steht ein einzelnes Grabmal im Park und was hat der eine mit dem anderen zu tun?
Beim Schlendern durch den recht überschaubaren Park stellen sich etliche Fragen, auf die es vor Ort keine Antworten gibt. Nichts informiert über den Namensgeber des Parks, Franz Benedikt Leo Waldeck, der einsam auf dem Sockel steht sowie über die jahrhundertealte wechselvolle Geschichte dieses Parks.
Dabei hätten sowohl der Mensch als auch der Ort es verdient, dass Vorübergehende mehr über sie erfahren.
Vorbeigegangen… am Indischen Brunnen im Rosengarten des Engelbeckens
Foto: Der indische Brunnen © B. Leopold(von Beate Leopold)
Wer hat beim Spazierengehen im Engelbecken nicht schon den Indischen Brunnen bewundert?
Das Engelbecken lädt eigentlich zu jeder Jahreszeit zu einem kleinen Spaziergang ein, besonders, wenn im Rosengarten die zahlreichen Rosen erblühen. Hier Wohnende sowie Berlin Besuchende genießen dieses innerstädtische Kleinod.
Auf dem Teilstück zwischen Rosengarten und Waldemarbrücke bleibt der Blick unweigerlich an einem exotisch anmutenden Kunstwerk hängen, dem Indischen Brunnen mit seiner Bronzefigur. Unabhängig von Wetterlage und (nicht) vorhandener Blütenpracht thront würdevoll und in sich versunken eine nackte, an eine indische Tempeltänzerin erinnernde Frauengestalt auf einem fünfstöckigen Ring von unzähligen Löwenköpfen und ähnlich wie sie sitzenden Frauenfiguren.
Manchmal wurde ihr von Vorbeigehenden eine Blüte in die Hand gelegt. Auch mit einer OP-Maske wurde sie schon versehen und verhielt sich somit pandemiekonform. Diese temporären und zeitgemäßen Attribute fordern dazu auf, sie immer wieder aufs Neue anzuschauen und nicht nur vorbeizugehen.
Vorbeigegangen am… Feuerwehrbrunnen und Flammenrelief am Mariannenplatz
Feuerwehrbrunnen. Foto: Beate Leopold (von Beate Leopold)
Wer kennt ihn nicht, den Feuerwehrbrunnen am Mariannenplatz, Ecke Waldemarstraße? Für diejenigen, die im Kiez leben und in der warmen Jahreszeit auf den ihn umgebenden Bänken sitzen oder auf ihrem Weg an ihm vorbei gehen, ein alltägliches Bild, an das vielleicht nicht viele Gedanken verschwendet werden. Dabei handelt es sich nicht nur um einen Brunnen, er ist gleichzeitig ein Kunstwerk, geschaffen von Kurt Mühlenhaupt, einem vielseitigen Künstler und Berliner Original. Seit 1981 stehen sie dort, die drei markanten, altertümlich anmutenden Feuerwehrmänner und lassen im Frühjahr und Sommer das Wasser aus ihren Wasserschläuchen spritzen.
Vorbeigegangen... an der Lilienthal-Stele in der Köpenicker Straße
(von Beate Leopold)
Sehr viele Leser*innen unseres Newsletters kennen sie, die Lilienthal-Stele in der Köpenicker Straße. Seit 2006 steht sie auf dem schmalen Grünstreifen vor den Häusern Nr. 110/113, im Sommer verdeckt vom Laub der dort stehenden Bäume. Sie gehört zum Alltag dazu. Und es wird an ihr vorbeigegangen, oftmals achtlos, wie an so vielem alltäglichen. Nur sehr wenige Menschen werfen einen Blick auf sie, noch weniger bleiben stehen und lesen die Inschrift.
Vorbeigegangen… an Paul Lincke in der Oranienstraße
Paul Lincke, geboren 1866 in Berlin, gestorben 1946 in Hahnenklee-Bockswiese bei Goslar, wohnte jahrelang in der Oranienstraße 64. An der Stelle, an der das Haus stand, hängt heute eine Gedenktafel.
Wer von uns kennt nicht seine Lieder wie "Bis früh um fünfe, kleine Maus" oder "Berliner Luft" oder seine Operetten wie "Frau Luna".
Lincke Tafel Oranienstraße: Gedenktafel (beschmiert)Immer wieder kreuzte auch sein beruflicher Weg die Luisenstadt. So fand er sein erstes Engagement als Fagottspieler im Central Theater in der Alten Jakobstraße und spielte unter anderem auch im Parodie-Theater in der Oranienstraße.Viele seiner Stücke wurden in einem der vielen Revuetheater aufgeführt, die es um den ersten Weltkrieg herum in der Luisenstadt gab.
Vorbeigegangen ... am Oranienplatz
Kunst im öffentlichen Raum: Die Installation auf dem Oranienplatz
Foto: Ronald PieperUnzählige Male bin ich am Oranienplatz an den großen weißen Aufstellern mit den englischen Texten vorbeigekommen und habe mir immer wieder vorgenommen, mich doch mal näher über diese Kunst im öffentlichen Raum zu informieren. Aber wie das so ist mit den Vorsätzen, sie bleiben oftmals auf der Strecke.
Den Anstoß, mich endlich doch danach zu erkundigen, gab ein Foto aus der Zeit vor dem Mauerbau, das auf dem Oranienplatz genau solche Stellwände zeigt, wie sie heute, gefüllt mit Text, dort stehen.
Vorbeigegangen... an der Lorelei in der Annenstraße

Wer hat gewusst, dass wir in der Luisenstadt ein Loreleidenkmal haben?
Denkt man bei Lorelei oder auch Loreley doch zuerst an den berühmten, von etlichen Dichtern besungenen Felsen am Rhein. Aber wir können durchaus mithalten, auch wenn unsere Lorelei nicht so berühmt ist und so im Alltagsbild aufgeht, dass der Sockel des Denkmals von Vorbeigehenden vielleicht nur noch als Ablage für zum Verkauf stehende Kräutertöpfe oder saisonales Obst und Gemüse wahrgenommen wird.
Wer blickt auf dem Weg von oder zu Edeka schon nach oben und bewundert die anmutige Gestalt auf der Säule? Dabei habe ich mir schon so oft nach einem Urlaub vorgenommen, auch meine Heimatstadt mit offenen Augen zu durchlaufen und mehr Blicke für scheinbar alltägliches am Rande zu haben.
„Unsere“ Lorelei ist eher von der stillen Art, ist doch noch nicht einmal ihr Name, geschweige denn der ihrer Erschaffenden zu finden. Es erfordert schon einiges an Recherchearbeit, um näheres über sie herauszufinden.