Bürgerverein Luisenstadt e.V.


lilientahl stele

(von Beate Leopold)

Sehr viele Leser*innen unseres Newsletters kennen sie, die Lilienthal-Stele in der Köpenicker Straße. Seit 2006 steht sie auf dem schmalen Grünstreifen vor den Häusern Nr. 110/113, im Sommer verdeckt vom Laub der dort stehenden Bäume. Sie gehört zum Alltag dazu. Und es wird an ihr vorbeigegangen, oftmals achtlos, wie an so vielem alltäglichen. Nur sehr wenige Menschen werfen einen Blick auf sie, noch weniger bleiben stehen und lesen die Inschrift.

Die Stele wurde 2006 errichtet und erinnert an die ehemalige Wirkungsstätte von Otto und Gustav Lilienthal. Hier befand sich die Fabrik der beiden Brüder, in der von 1883 bis 1896 kleine Dampfmaschinen und Kessel hergestellt wurden. Von entscheidender historischer Bedeutung ist jedoch die serienmäßige Produktion von Fluginstrumenten in dieser Fabrik. 1883 gründeten die Gebrüder Lilienthal in der Köpenicker Straße 110 eine mit 240 m² eher kleine Maschinenfabrik. Etwa 1891 konnten sie in der Köpenicker Straße 113 eine knapp 800 m² große Halle anmieten. Neben Dampfmaschinen wurden dort auch erste Flugobjekte hergestellt. Die erwirtschafteten Gewinne der Firma wurden direkt in die Entwicklung und Fertigung von Fluggeräten investiert. Hier wurden mindestens 21 Flugapparate gebaut, darunter auch Flügelschlagapparate. 1894 ging dieses Gleitflugzeug in „Serienproduktion“. Es handelt sich somit um die Geburtsstätte der modernen Flugzeugindustrie und einen wahrhaft historischen Ort. Es ist eher unwahrscheinlich, dass achtlos Vorbeigehende dies wissen.

Und noch weniger dürfte bekannt sein, dass die Gebrüder Lilienthal ihren Beschäftigen eine nicht unerhebliche Gewinnbeteiligung von 25 % zukommen ließen und sich stark für Bildung und kulturelle Teilhabe der bei ihnen arbeitenden einsetzten und förderten. Sie waren nicht nur Erfinder und Unternehmer, sondern fühlten sich auch sozial verantwortlich und sind somit ein frühes Beispiel gemeinwohlorientierter gesellschaftlicher Verantwortung in Deutschland.

Seit einigen Jahren plant die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) an dieser Stelle einen Neubau, dem dann auch die Lilienthal-Stele weichen muss. Der Bürgerverein setzt sich daher für die Errichtung einer Gedenkstätte für Otto Lilienthal in Form einer ständigen Ausstellung in Räumen des Neubaus ein. Lesen Sie dazu den Beitrag „Eine Gedenkstätte für die Brüder Lilienthal in der Köpenicker Straße 113?“

Einen interessanten Überblick zum Wirken der Gebrüder Lilienthal gibt dieser Beitrag von Dr. Lukasch, Leiter des Lilienthal-Museums in Anklam.

 

 

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ecke Mai Jun"ecke köpenicker" ist eine Zeitung, erscheint achtmal im Jahr kostenlos und wird herausgegeben vom Bezirksamt Mitte, Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung.