Bürgerverein Luisenstadt e.V.

PXL 20220128 140721801 2 Stolpersteine für die Familie Abraham mit einem Foto der kleinen Ruth Abraham, Wallstraße 84 / Foto: Petra Falkenberg

Sie lebte in der Luisenstadt. Es ist gut vorstellbar, dass sie auf dem Bürgersteig vor dem Haus Wallstraße 84 – dort, wo heute die Stolpersteine an sie und ihre Eltern erinnern – einst Hopse oder Kreisel gespielt hat.

Am 28. Januar 2022 gedachte Ihrer Dr. Inge Auerbacher, 87-jährige Holocaust-Überlebende aus New York, zusammen mit der Präsidentin des Deutschen Bundestages, Bärbel Bas, Vertreterinnen und Vertretern der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, des Bürgervereins Luisenstadt e.V. und der Christmann Projekt Entwicklung GmbH.

 

1942, im Alter von 7 Jahren, wurde Ruth mit ihren Eltern, Hertha und Richard Abraham, nach Theresienstadt deportiert. Im Ghetto wurden sie und Inge Auerbacher, deren Familie aus Göppingen in Baden-Württemberg auch dorthin verschleppt wurde, enge Freundinnen. Beide Mädchen waren Einzelkinder, hatten die gleichen Puppen, durchlitten die gleichen Ängste und den gleichen Hunger. Zusammen lebten sie unter schrecklichen Verhältnissen und versprachen sich freundschaftliche Treue und gegenseitige Besuche, wohin ihr zukünftiges Leben sie auch immer verschlagen würde. Im März 1943 wurde die gesamte Familie Abraham nach Auschwitz gebracht. Danach ist in den Archiven nur noch das Sterbedatum zu finden: 11.10.1944. Ruth Nelly wurde nicht einmal 10 Jahre alt. 

Inge Auerbacher hat ihr Leben lang dafür gekämpft, das Mädchen Ruth dem Vergessen zu entreißen, ihr, dem Kind aus der Wallstraße in Berlin, ein Gesicht zu geben. 2015 hat sie, von New York aus, den Tagesspiegel um Hilfe gebeten um eventuell noch lebende Verwandte von Ruth und ein Foto von ihr aufzutreiben – mit Erfolg. 

In ihrer Rede im Deutschen Bundestag am 27. Januar 2022 rief sie in den Saal „Liebe Ruth, ich bin hier in Berlin, um dich zu besuchen…“ 

Dass das Erinnern und Gedenken an Ruths ehemaligem Wohnort möglich ist, verdanken wir u.a. der Stolperstein-Initiative des Bürgervereins Luisenstadt.

PXL 20220128 141755433MP 2 Wulf Christmann und Dr. Inge Auerbacher im Innenhof von „Haus Lademann“, Wallstraße 84-85 / Foto: Petra Falkenberg

Der durch die Projektentwicklungsfirma Christmann fast 10 Jahre lang eindrucksvoll renovierte Gründerzeitbau Wallstraße 84 – 85, bestehend aus einem Geschäfts- und einem Wohnhaus, stand seit Mitte der 90er Jahre lange leer und verfiel. Er sieht jetzt fast ein bisschen zu neu aus, um sich dort wieder geschäftiges Leben vorzustellen. Bert Christmann hat Frau Dr. Auerbacher nach der Gedenkfeier versprochen, in die historische Timeline von „Haus Lademann“ (so wird das Haus nach seinem Erbauer genannt) Informationen über ehemalige Besitzer und einst dort Wohnende aufzunehmen. 

Ruth Nelly Abraham wird nicht vergessen!  

PF 

 

 Stolpersteine Familie Abraham - Video. 

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